Finanzierung von Freizeitanlagen, Fitnessstudios und Sportanlagen
Der Fitness- und Wellnesssektor ist eine Branche im Wachstum. Das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung steigt – jeder zehnte z.B. ist inzwischen Mitglied in einem Fitnesscenter. Bereits heute findet sich, statistisch betrachtet, in jeder Kleinstadt ein Fitnessstudio. In Zahlen ausgedrückt, gab es im Jahr 2016 ein Fitnesscenter je 10.000 Einwohner. Die Finanzierung von Freizeitanlagen, Fitnessstudios und Sportanlagen ist meist ein schwieriges Unterfangen.
Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen bei der Finanzierung einer Neugründung. Der Markt ist gut gesättigt. Erfolgreich sind meist nur diejenigen sein, die neben sport- und betriebswissenschaftlichem Knowhow mit zielgruppengerechten Konzepten überzeugen.
Kapitalbedarf bei der Gründung
Die Gründungskosten hängen davon ab, um welche Art von Projekt es sich handelt. Eine realistische Finanzplanung ist daher das A und O für einen guten Start in die Geschäftstätigkeit. Sie werden neben dem Projekttyp von dem Standort, den Immobilienkosten und der Anschaffung von Geräten beeinflusst.
Für die Eröffnung eines Fitnesscenters in Eigenregie fallen Ausgaben für die folgenden Posten an:
- Immobilie (Neubau, Kauf Bestandsimmobilie oder Pacht)
- Installation von Duschen und Wellnessbereichen
- Einrichtung der Trainingsräume und Umkleiden
- Logistik/ Administrationsbereiche (Büro/ Empfang/ Lager etc.)
- Versicherung
- Mitarbeiter
- Marketing
- u.v.m.
Neben der Eröffnung eines einzelnen Studios im eigenen Namen, besteht die Möglichkeit auf ein Franchisekonzept zurückzugreifen. Die bekanntesten Franchisegeber im Fitnessbereich sind cleverfit und McFit. Die anfänglichen Ausgaben erhöhen sich dann aber um Kosten für die Lizenzen. Dennoch können Franchisenehmer finanziell vom Mutterkonzern profitieren.
Investitionen im laufenden Betrieb
Sportanlagen sind wartungsintensiv. Je mehr aktive Mitglieder ein Studio hat, desto schneller nutzen sich die Geräte ab. Darüber hinaus besteht innerhalb der Branche ein Innovationszwang. Die Kunden erwarten, an modernen Anlagen zu trainieren und angesagte Fitnesskurse besuchen zu können.
Daher sind regelmäßige Investitionen in die Schulung der Mitarbeiter und den Gerätepark Pflicht, um am Markt bestehen zu können. Die Kosten für hochwertige Trainingsanlagen sind nicht zu unterschätzen – ein neues Laufband mit integriertem Bildschirm liegt schnell im oberen 4 stelligen Bereich. Über den gesamten Gerätepark summieren sich die Kosten für einen Austausch auch bei kleinen Studios leicht auf deutlich über 100.000 Euro. Die gebrauchten Trainingsstationen wiederum lassen sich nur mit einem großen Abschlag verkaufen.
Fixkosten
Neben den Kosten für die Eröffnung und regelmäßige Investitionen in die Betriebsausstattung, fallen monatliche Ausgaben an. Diese sind:
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- Geschulte Mitarbeiter
- Ausgaben für Wasser, Strom, Heizung, Versicherung etc
- Kosten für die Pacht oder Immobilienfinanzierung
- GEZ und GEMA
- Franchisegebühren
Finanzierungsquellen
Die Finanzierungsquellen unterscheiden sich nach dem Stadium der Geschäftstätigkeit und des Finanzbedarfs. Die folgenden Anlaufstellen stehen Unternehmern offen. Die Basis bildet stets der Standort, das Konzept und Eigenkapital.
Gründerfinanzierung
Der Bankkredit
Die Hausbank und das zugehörige Firmenkundencenter bietet immer gerne eine erste Beratung rund um die Geschäftseröffnung. Einen Gründerkredit von ihr zu bekommen, ist jedoch eine Herausforderung. Dies liegt daran, dass Geschäftsbanken ungern eine Finanzierung von Freizeitanlagen, Fitnessstudios und Sportanlagen, bzw. Wellness ausreichen. Die Ausfallrisiken liegen in der Branche höher als in anderen Wirtschaftsfeldern. Mit einem überzeugenden Konzept und Businessplan ist ein positiver Kreditentscheid jedoch nicht ausgeschlossen. In jedem Fall kann die Bank Förderdarlehen vermitteln.
Förderdarlehen
Staatlich geförderte Kredite werden in erster Linie von der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW vergeben. Daneben bieten auch die Landesbanken vergünstigte Kredite für Existenzgründer an. Förderdarlehen punkten mit besten Zins- und Tilgungskonditionen. Der Förderschwerpunkt liegt jedoch auf der Technologiebranche. Um als Fitnessstudiobetreiber dennoch in den Genuss eines zinsgünstigen Darlehens zu kommen, ist eine innovative und überzeugende Geschäftsidee obligatorisch.
P2P-Kredite
Online haben sich im vergangenen Jahrzehnt P2P-Plattformen etabliert. Diese vermitteln Kredite direkt von privaten Anlegern. Eine Bank leistet nur den Zahlungsverkehr.
Der große Vorteil der Kreditvergabe von Privat ist die individuelle Bewertung. Überzeugen die Bonität und die Geschäftsidee eine ausreichend große Anzahl von Anlegern, wird der Kredit ausbezahlt. Der Kreditnehmer entscheidet im Vorfeld selbst, in welchem Umfang er Angaben zu seinem Projekt machen will. Je detaillierter der Geschäftsplan ist desto wahrscheinlicher kommt der Kredit zustande. Des Weiteren gilt, dass kleinere Kreditsummen eher eine Chance auf Auszahlung haben. Wird nicht genügend Kapital zur Verfügung gestellt, um den kompletten Kredit zu finanzieren, fließt kein Geld.
Private Investoren
Business Angels und andere private Investoren bieten neben einer Finanzierung weitere Vorteile. Je nach vertraglicher Ausgestaltung, bringen sie ihr Wissen und ihre Kontakte sowie eine Infrastruktur ein. Aufgrund dieser Pluspunkte, sind Investoren am Markt sehr umworben. Um mit ihnen in Kontakt zu treten, stehen Gründern diverse Wege offen. Die gängigsten sind:
- Initiativbewerbungen
- Gründerveranstaltungen
- Stammtische der Business Angels
- Pitching Events
- Investoren-Datenbank
Gerade wenn es um schwierige Projekte geht und ein dafür ein Kredit von der Stange problematisch wird, sind private Investoren eine sinnvolle Alternative. Bei der Finanzierung von Freizeitanlagen, Fitnessstudios und Sportanlagen geht es meistens nicht um möglichst zinsgünstige Kredite, sondern darum überhaupt einen Kredit zu bekommen. Grundsätzlich kommen dabei auch Kredite aus dem Ausland oder privaten Investoren in Frage, die keinen Wert auf die SCHUFA legen.
Franchise
Franchisekonzepte stammen ursprünglich aus der Gastronomie. Große Fast-Food-Ketten wie McDonalds entwickelten das Geschäft hin zu der heute bekannten Form. Sie lässt sich auch auf die Fitnessbranche anwenden.
Der Lizenznehmer erwirbt das Recht, ein Fitnesscenter unter dem Namen des Mutterkonzerns, bzw. Franchisegebers zu betreiben. Er verpflichtet sich, die Leitlinien zum Corporate Design und der Qualität einzuhalten. Dafür entfällt für ihn ein großer Teil der Marketingkosten. Darüber hinaus ist der Franchisevertrag günstig für Finanzierungsverhandlungen, da der Mutterkonzern für den Kreditnehmer bürgen kann.
Neben den anfänglichen Lizenzgebühren, muss der Franchisenehmer einen Teil seines Umsatzes an den Franchisegeber abführen. Ansonsten droht ihm eine Vertragskündigung, die zu Rückzahlungsforderungen und ggf. einem Imageverlust führen kann.
Investitionsfinanzierung
Neben den oben genannten Kapitalquellen, gibt es für Investitionen weitere Finanzierungsmöglichkeiten. Da die Ausstattung stets erneuert und auf dem modernsten Stand gehalten werden muss, haben sich praktische Lösungen etabliert. Hinsichtlich der Trainingsgeräte ist das Leasing die gängigste Finanzierungsform neben dem Kredit. Sowohl die Hersteller als auch spezialisierte Leasinggesellschaften bieten hierzu Programme an.
Die Vorteile des Leasings liegen für den Unternehmer auf der Hand. Er schont durch die planbaren monatlichen Zahlungen seine Liquidität. Am Ende der Vertragslaufzeit kann er die Geräte an den Leasinggeber zurückgeben. So kann er seinen Mitgliedern stets eine zeitgemäße Trainingsumgebung und Abwechslung bieten. Darüber hinaus muss er sich keine Gedanken um einen Weiterverkauf der gebrauchten Geräte machen.
Die Finanzierung und die Steuer
Unter dem steuerlichen Gesichtspunkt sind sowohl das Fremdkapital als auch das Leasing vorteilhaft. Die Leasingraten und die Zinszahlungen mindern den zu versteuernden Gewinn. Dies sollte jedoch nicht dazu verleiten, mit einer minimalen Eigenkapitalquote zu operieren. Ein gutes Kapitalpolster sichert in einem anspruchsvollen Marktumfeld die Unabhängigkeit und Zukunftsfähigkeit. Eine guter Mix aus Eigen- und Fremdkapital vereint die Vorteile beider Finanzierungsformen.